Die Fünf-Minuten-Terrine

TRUTHAHN MIT VANILLESAUCE FÜR ACHT PERSONEN

Der kleine Komolze™ raufte sich die Haare. Er hatte sich alles so schön gedacht. Ein völlig neues, eigens für diesen Abend erdachtes Rezept wollte er seinen Gästen präsentieren: ein mit Vanillepudding und Rosmarin gefüllter Truthahn sollte das Fest veredeln. Alle notwendigen Vorbereitungen hatte er rechtzeitig getroffen. Die Truthahnfallen (vergleichbar mit Kinder-Kastenfallen - nur kleiner) waren gleichmäßig im Zauberwald verteilt, und die Vanilleschoten hatte er beim letzten Vollmond in einem traditionellen Pflückritus geerntet. Eine ausreichende Menge Rosmarin hatte er schon vor zwei Wochen bei der Kräuterfrau Maggita, die in der Knorrigen Eiche wohnte, bestellt.

Eigentlich hätte nichts schiefgehen dürfen. Eigentlich. Doch der Lauf der Geschichte begann seine eigene Dynamik zu entwickeln, als er heute die Fallen kontrollierte. Abgesehen davon, daß die Fallen teilweise von Krötenfamilien als Wohnung zweckentfremdet oder von Ameisen als Baumaterial mißbraucht wurden, befand sich der einzige gefangene Truthahn gerade in einer Auseinandersetzung mit einem furchteinflößenden Säbelzahnlurch, bei der der kleine Komolze™ besser nicht stören wollte.

Alles schien dann doch noch eine Wende zum Guten zu nehmen, als der kleine Komolze™ unter einer großen Kastanie unerwartet über einen friedlich schlummernden Truthahn stolperte, den er sofort geistesgegenwärtig in seinen Einkaufssack stopfte. Fröhlich pfeifend wanderte der kleine Komolze™ zur Kräuterfrau, wo seine gute Laune schlagartig verpuffen sollte. Gerüchten zufolge war am Fuße der Frostberge eine Böse-Geister-Epidemie ausgebrochen, und im Zauberwald waren alle Vorräte des magisch schützenden Rosmarins panischen Hamsterkäufen zum Opfer gefallen.

Hängenden Kopfes und schlurfenden Fußes kehrte der kleine Komolze™ heim. Traurig nahm er den verwirrten Truthahn aus dem Sack, stellte ihn auf den Tisch und nannte ihn „Schorsch“. Dann fiel sein Blick plötzlich auf seinen automatischen Trommelruf-Aufzeichnungs-Papageien, der wild mit den Flügeln schlug. Beim Abhören der Nachricht packte den kleinen Komolzen™ das kalte Entsetzen. „Bumm bumm bubbubbumbum bum.“ hieß es da („Komme ca. zehn Minuten später heute abend. - Esmeralda“). Er hatte die Gäste vergessen! Ohne aufzustehen stürzte er in die Vorratskammer und durchwühlte hastig die Regale. Hinter einem hartnäckigen Vorhang ekliger Spinnenweben entdeckte er zu seiner Erleichterung

"Hmpf, nicht viel", dachte der kleine Komolze™, "aber ich werd’ schon was draus zaubern." Aus einem früheren Abenteuer mit dem Problem des Dosenöffnens vertraut, gelangte er schnell an deren Inhalt, den er dann zusammen mit den kleingeschnittenen Zwiebeln in seinem großen Kupferkessel anbriet. Hektisch und wahllos warf er dann alle restlichen Zutaten in den Topf und ließ alles zusammen aufkochen.

Rechtzeitig vor Erscheinen des ersten Gastes war die Suppe fertig, und der kleine Komolze™ schubste Schorsch vom Tisch, um Platz für die Teller zu schaffen. Nach und nach trudelten die Gäste ein und gemeinsam genossen sie das Essen. Keinem fiel auf, daß alles nur hastig improvisiert war. Esmeralda, die eine dreiviertel Stunde zu spät gekommen war, nahm zweimal nach. Obwohl er seiner ursprünglichen Rezept-Idee noch nachtrauerte, war der kleine Komolze™ zufrieden, und Schorsch seufzte erleichtert. Er war froh darüber, daß es kein Rosmarin gegeben hatte...