Zauberwald Verlag

Wurstkessel mit Äpfeln

FÜr acht JÜnger des großen Apfels

"Und nun, verehrte Zuhörer, wenden wir uns dem APFEL zu. Der Apfel hat in der Geschichte des Zauberwaldes eine herausragende Bedeutung." An dieser Stelle machte Patomomo der Mächtige eine kurze rhetorische Pause, um den nachfolgenden Worten mehr Gewicht zu verleihen. In der zweiten Reihe räusperte sich verhalten ein in Weiß gekleideter Druide, der die ganze Zeit Klippenschnittlauch knabberte.

Apfel

"Einstmals dachten unsere Vorfahren, daß die Welt eine große Apfelscheibe wäre. Inzwischen können wir mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, daß dies nicht stimmt. In der Wissenschaft wurde mittels des Apfels bewiesen, daß Dinge von oben nach unten fallen können und nicht andersherum. Ebenfalls übrigens, daß Dinge auf der Oberfläche des Wassers schwimmen können, wenn sie nicht untergehen."


Ganz hinten setzten sich leise zwei verspätete Seminarteilnehmer.

"Jedenfalls wie ich schon sagte, und können wir auch in großer Vielfalt beim Studium der einschlägigen Literatur erkennen. Hier ist besonders hervorzuheben das Austragen nachbarschaftlicher Streitigkeiten durch Werfen von Äpfeln auf Kinderköpfe." In diesem Moment wurde in der zweiten Reihe eine weißgekleidete Hand gehoben. Der Druide wollte hierzu etwas anmerken, aber Patomomo ging souverän darüber hinweg. "Für Verständnisfragen wird später noch ausreichend Gelegenheit sein! In der Medizin dient der Apfel vornehmlich als Kontrastmittel und Nachweis für Zahnfleischbluten. Des weiteren kommt er ohne Zweifel auch in der Nahrungskette vor. Außerdem erfreut sich der Apfel - ob süß oder sauer - als Wappenzeichen großer Beliebtheit. So dient er beispielsweise einem Hersteller moderner druidischer Steinkreise zur Berechnung astronomischer Ereignisse als Namenspate, wie uns der in Weiß gekleidete Herr in der zweiten Reihe sicherlich bestätigen kann. Aber auch Bardenvereinigungen und Städtegründer greifen auf dieses Symbol der Fruchtbarkeit zurück. Die Folklore dagegen kennt auch düstere Seiten des Apfels, zum Beispiel zum Zwecke der Verführung oder der Vergiftung. Rot und Grün und wenn wir schon dabei sind lassen Sie mich auch in einem kleinen Exkurs wieder an dieser Stelle landen. Zwar war der Apfel für jeden von uns in der Kindheit, aber genausogut hat er uns auch geschmeckt. Und wenn wir diesen Gedanken zu Ende gedacht hätten, wären wir wohl auch wieder beim Thema dieses Vortrags angelangt. Womit ich Ihnen gleichermaßen für Ihre Geduld gedankt haben möchte. Ich danke Ihnen."

Stille. "Ich sagte: ich danke Ihnen!" Einige Augen wurden geöffnet und ein zaghafter Applaus begann, während Patomomo würdevoll das Podium verließ.

Esmeralda stieß den kleinen Komolzen™ in die Seite. "Du bist dran! He, wach auf!" Er öffnete ein Auge, dann zwei, reckte sich etwas und gähnte herzhaft. "Sitz nicht so rum. DU BIST DRAN!" Plötzlich in die Realität zurückkehrend erfaßte der kleine Komolze™ die Situation, lief rot an und beeilte sich, das Rednerpult zu betreten. Für die kleineren Redner war eigens eine Trittleiter bereitgestellt.

"Um ... äh ... mit dem heutigen Thema ... fooortzufaaahren ... äh" Der kleine Komolze™ hatte keinen blassen Schimmer, was hier gespielt wurde. "Klippenschnittlauch!", fuhr es ihm durch den Kopf, als er den Blick über die ersten Reihen gleiten ließ. "Wie schon Cato der Ältere sagte: ... " "Äpfel!" zischte Esmeralda aus der ersten Reihe. "... eßt mehr Klipp... äh ... Äpfel." Esmeralda atmete erleichtert aus und der kleine Komolze™ war wieder Herr der Lage.

"Um die Bedeutung des Apfels in der Ernährung im allgemeinen und der Kochkunst im besonderen zu verdeutlichen, möchte ich Ihnen an einem praktischen Beispiel die mannigfaltigen Zubereitungsmöglichkeiten demonstrieren. Um eine schmackhafte Apfelspeise zu bereiten, haben wir hier

6 Zwiebeln,
3 große Dosen dicke weiße Bohnen,
3 rote Paprika,
1 kg saure Äpfel,
5 Kabanossi,
1 große Dose Tomatenmark,
Salz, Tabasco,
1 ½ l Brühe
und Öl."
Topf

Während er sprach, ging der kleine Komolze™ zu einem präparierten Tisch in der Mitte der Vortragslichtung. Dort waren die Zutaten bereits vorbereitet, ein Topf stand bereit und ein kleines Kochfeuer war entfacht worden. Der kleine Komolze™ vollzog die Zubereitung nun Schritt für Schritt.

"Die in Ringe geschnittenen Zwiebeln braten wir im Öl an und gießen dann die Brühe und die Bohnen hinzu. Das Ganze lassen wir nun 10 min köcheln. Die kleingeschnittenen Paprika und die Apfelscheiben - äh.. man beachte das fehlende Kerngehäuse...- werden danach ebenfalls in den Topf gegeben und weitere 5 min mitgekocht. Anschließend rühren wir das Tomatenmark und die in Scheiben geschnittenen Kabanossi unter, schmecken mit Tabasco und Salz energisch ab und kochen alles unter Rühren noch einmal kurz auf. So... fertig. Wer möchte als erstes probieren?"

Der kleine Komolze™ erntete einen gehörigen Applaus, der noch einmal wiederauflebte, als alle von dem Mahl gekostet hatten. Nachdem wieder Ruhe eingekehrt war, betrat die Veranstalterin, die Hohepriesterin des großen Apfels, das Podium und gab bekannt, daß der geplante Beitrag der Zwerge Mirdochegal zum Thema Apfelschnaps und seine Bedeutung für den modernen Bergbau aus terminlichen Gründen abgesagt wurde. Dafür sei jedoch kurzfristig ein von Detlev dem Einäugigen selbstverfaßtes Gedicht in das Programm aufgenommen worden und sie wünsche allen Zuhörern noch eine gute Unterhaltung.